Vermeidung versiegelter Flächen / Entsiegelung
So landet das Wasser da, wo es hingehört
Für die meisten von uns ist es das Normalste der Welt: Wir drehen den Wasserhahn auf und haben sofort und jederzeit sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Möglich wird das durch ein ausgeklügeltes System von Brunnen, Wasseraufbereitungsanlagen und Leitungsnetzen, die das kostbare Nass in unsere Häuser transportieren. Bevor die Technik in Aktion tritt, hat aber längst jemand anderes ganze Arbeit geleistet: Der Boden.
Das Grundwasser, das in den Brunnen nach oben gefördert wird, hat in der Regel einen langen Weg durch viele Meter Erdreich, Kies und Sand hinter sich. Hier wird es gefiltert und mit wichtigen Mineralien angereichert. Erst durch den Versickerungsprozess wird das Regenwasser zu dem, was wir bedenkenlos trinken können. Damit dieses wertvolle Grundwasser immer wieder aufgefüllt wird, muss es aber erstmal versickern können. Je mehr Flächen wir versiegeln – also asphaltieren, pflastern oder bebauen, desto weniger Wasser gelangt auf natürlichem Wege ins Grundwasser. Wasser, das von versiegelten Flächen in Gräben oder in die Regenwasserkanalisation abfließt, ist für das Grundwasser größtenteils verloren, denn es fließt über Bäche und Flüsse weiter bis ins Meer. Nicht ohne Grund ist daher sehr strikt geregelt, welchen Anteil der Grundstücksfläche Immobilienbesitzende bebauen oder anderweitig versiegeln dürfen.
Müssen Flächen zwingend befestigt werden, sollte man stets überlegen, ob es wasserdurchlässige Alternativen zur klassischen Pflasterfläche gibt. Mittlerweile gibt es viele durchaus attraktive Materialien, die Wasser durchlassen und trotzdem tragfähig sind. Sie müssen im Garten einen Weg anlegen? Vielleicht tut es auch eine sogenannte „Wassergebundene Wegedecke“ aus gebrochenem Natursteinmaterial oder einzelne Trittsteine statt eines durchgehend gepflasterten Fußweges. Auch Einfahrten müssen nicht vollflächig gepflastert sein: Der unbefahrene Mittelstreifen kann problemlos als Grünstreifen angelegt werden und so bei Regen als Versickerungsfläche dienen.
Die nach wie vor beliebten, vermeintlich pflegeleichten „Schotter- oder Kiesgärten“ sind ebenfalls ein Problem: In der Regel wird unter dem Schotter eine Folie verlegt, die verhindern soll, dass sich „Unkraut“ ansiedelt. Diese Folie ist aber auch nur eine unsichtbare Form der Versiegelung und schneidet den Boden vom Rest der Umwelt ab. Dabei siedeln sich im Schotter bereits nach kurzer Zeit trotz Folie ebenfalls Pflanzen an, während Laub von umstehenden Bäumen und andere angewehte Materialien nur ausgesprochen schlecht zu entfernen sind. Dann ist es mit der Pflegeleichtigkeit schnell vorbei. Übrigens gilt diese Art der Gartengestaltung wegen ihrer Wasserundurchlässigkeit ohnehin als „Versiegelung“, ist somit genauso zu bewerten wie eine zusätzliche Pflasterung und damit meist verboten.
Neben dem wichtigen Beitrag zur Neubildung von Grundwasser haben entsiegelte Flächen auch bei Hitze einen enormen Vorteil: So bleiben Rasenflächen und Beete durch die Verdunstung von Feuchtigkeit auch an heißen Tagen angenehm kühl, während sich Pflasterflächen schnell unangenehm aufheizen. Wer im Garten gern barfuß unterwegs ist, kann das sicher bestätigen.